Lange Gedichte

Lange Gedichte

Für die Hochzeitsgäste, für die es etwas mehr sein darf, gibt es hier längere Gedichte mit mehreren Zeilen und Strophen. So können Sie den Platz auf der Glückwunschkarte oder im Gästebuch des Brautpaares komplett ausnutzen und ausfüllen. Auch für Gedichtvorträge sollte man auf ein längeres Gedicht zurückgreifen, damit sich das Auswendiglernen auch lohnt.

Um Platz zu sparen sind die Hochzeitsgedichte ohne Zeilenumbrüche aufgeschrieben, so können Sie die Strophen und Verse nach Ihrem Gefühl aufteilen. Sind Ihnen die Gedichte zu lang, finden Sie hier kurze Hochzeitsgedichte

Lange Gedichte zur Hochzeit

O wie lieblich, o wie schicklich, sozusagen herzerquicklich, ist es doch für eine Gegend, wenn zwei Leute, die vermögend, außerdem mit sich zufrieden, aber von Geschlecht verschieden, wenn nun diese, sag ich, ihre dazu nötigen Papiere, sowie auch die Haushaltssachen endlich mal in Ordnung machen und in Ehren und beizeiten hin zum Standesamte schreiten, wie es denen, welche lieben, vom Gesetze vorgeschrieben, dann ruft jeder freudiglich: Gott sei Dank! Sie haben sich! Kurz, Verstand sowie Empfindung dringt auf ehliche Verbindung. Dann wird’s aber auch gemütlich. Täglich, stündlich und minütlich darf man nun vereint zu zween Arm in Arm spazieren gehen! Ja, was irgend schön und lieblich, segensreich und landesüblich und ein gutes Herz ergetzt, prüft, erfährt und hat man jetzt.
Wilhelm Busch

Liebeszauber: Mädel, schau mir ins Gesicht! Schelmenauge, blinzle nicht! Mädel, merke, was ich sage! Gib Bescheid auf meine Frage! Holla, hoch mir ins Gesicht! Schelmenauge, blinzle nicht! Bist nicht hässlich, das ist wahr! Äuglein hast du, blau und klar; Stirn und Näschen, Mund und Wangen dürften wohl ihr Lob verlangen. Reizend, Liebchen, das ist wahr, reizend bist du offenbar. Schelmenauge, Schelmenmund, sieh mich an und tu mir’s kund! He, warum bist du die Meine? Du allein und anders Keine? Sieh mich an und tu mir’s kund, Schelmenauge, Schelmenmund. Sinnig forsch’ ich auf und ab: Was so ganz dir hin mich gab? – Ha! durch nichts mich so zu zwingen, geht nicht zu mit rechten Dingen. Zaubermädel, auf und ab, sprich, wo ist dein Zauberstab?
Gottfried August Bürger

Einer Braut zum Vorabend der Hochzeit: Ich bringe Dir ein leeres weißes Buch, die Blätter drin noch ohne Bild und Spruch. Sie sollen einst, wenn sie beschrieben sind, dir bringen ein Erinnern hold und lind an liebe Worte die man zu dir sprach, an treue Augen die dir blickten nach. Darauf leg ich dir von dunkle, Myrtenreis den grünen Kranz, der aller Kränze Preis. Nimm ihn getrost! Denn muss ich auch gestehen, er wird wie alles Laub dereinst vergehen, so weiß ich doch, wenn Tag und Tag verschwand, hältst du den Zweig mit Früchten in der Hand.
Theodor Storm

Nimmersatte Liebe: So ist die Lieb`! So ist die Lieb´! Mit Küssen nicht zu stillen! Wer ist der Tor und will ein Sieb mit eitel Wasser füllen? Und schöpfst du an die tausend Jahr´ und küssest ewig, ewig gar, du tust ihr nie zu Willen. Die Lieb’, die Lieb’ hat alle Stund’ neu wunderlich Gelüsten; wir bissen uns die Lippen wund, da wir uns heute küssten. Das Mädchen hielt in guter Ruh’, wie’s Lämmlein unterm Messer; ihr Auge bat: “Nur immer zu! Je weher, desto besser!” So ist die Lieb’! und war auch so, wie lang´ es Liebe gibt, und anders war Herr Salomo, der Weise, nicht verliebt.
Eduard Mörike

Liebesfeier: An ihren bunten Liedern klettert die Lerche selig in die Luft; ein Jubelchor von Sängern schmettert im Walde, voller Blüt und Duft. Da sind, soweit die Blicke gleiten, Altäre festlich aufgebaut, und all die tausend Herzen läuten zur Liebesfeier dringend laut. Der Lenz hat Rosen angezündet an Leuchtern von Smaragd im Dom; und jede Seele schwillt und mündet hinüber in den Opferstrom.
Nicolaus Lenau

Die Gunst des Augenblicks: Und so finden wir uns wieder in dem heitern bunten Reihn, und es soll der Kranz der Lieder frisch und grün geflochten sein. Aber wem der Götter bringen wir des Liedes ersten Zoll? Ihm vor allen lasst uns singen, der die Freude schaffen soll. Denn was frommt es, dass mit Leben Ceres den Altar geschmückt? Dass den Purpursaft der Reben Bacchus in die Schale drückt? Zückt vom Himmel nicht der Funken, der den Herd in Flammen setzt. Ist der Geist nicht feuertrunken, und das Herz bleibt unergötzt. Aus den Wolken muss es fallen, aus der Götter Schoß das Glück, und der mächtigste von allen Herrschern ist der Augenblick. Von dem allerersten Werden der unendlichen Natur alles Göttliche auf Erden ist ein Lichtgedanke nur. Langsam in dem Lauf der Horen füget sich der Stein zum Stein, schnell, wie es der Geist geboren, will das Werk empfunden sein. Wie im hellen Sonnenblicke sich ein Farbenteppich webt, wie auf ihrer bunten Brücke Iris durch den Himmel schwebt. So ist jede schöne Gabe flüchtig wie des Blitzes Schein; schnell in ihrem düstern Grabe schließt die Nacht sie wieder ein.
Friedrich von Schiller

Meine Schwester, die heiratet: An eines Baches Rande stand ich in süßer Ruh und sah im klaren Spiegel dem Spiel der Wellen zu. Die blauen Falter flogen vorbei im Sonnenschein. Sie hatten viel zu flüstern von bunten Blumen am Rain. Die Rose streute Blüten wohl in den Bach hinein: Das soll für meine Schwester zu ihrer Hochzeit sein.
Aus dem 19. Jahrhundert